Nürnberger Prozesse
Henri Pelletier
- Pressearbeit und Making-of
Zeichen gegen das Vergessen und gegen neuen Rassismus
Zeichnungen des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses
Bilder und Filmaufnahmen des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses (20. November 1945 bis 1. Oktober 1946) sind weithin bekannt. Aber auch Gerichtszeichner hielten das Geschehen und vor allem Personen im Gerichtssaal fest. Einer von ihnen allerdings, der Franzose Henri Pelletier, war bisher kaum bekannt. Seine Skizzen zeigen die Prozessbeteiligten aus seinem Blickwinkel.
Nun wurde eine fast vergessene ca. 200-seitige Blattsammlung vom Nürnberger Unternehmer Lars Stiefvater ans Tageslicht gefördert.
Die Publikation selbst beinhaltet Skizzen sowie fertige Motive der Hauptkriegsverbrecher und ihrer Richter, Ankläger und Verteidiger. Beschreibungen in französischer Sprache zu den einzelnen Personen, Schriftstücke und ein Sitzplan des Verhandlungsraums vervollständigen das zeitgenössische Dokument.
Pelletier hatte bereits von Juli bis August 1945 den Prozess in Paris um Philippe Pétain, dem französischen Staatschef des Vichy-Regimes, mit seiner Zeichenkunst verewigt.
Dass diese Zeichnungen sich im Besitz der Familie Stiefvater befanden, ist dem Engagement von Franz Haderthauer, dem Großvater mütterlicherseits zu verdanken. Als politischer Gefangener (verhaftet im Alter von 26 Jahren nach den Reichstagswahlen im März 1933) und Insasse im Konzentrationslager Dachau (von 1933 bis 1936) hatte er nach dem Kriegsende natürlich ein sehr starkes Interesse an den Nürnberger Prozessen. Ob er den Künstler Pelletier persönlich kannte, ist nicht überliefert, wohl aber, wie die Sammlung innerhalb der Familie weitergegeben wurde. In den 1950er Jahren erhielt der spätere Nürnberger Stadtrat Herbert Stiefvater die Zeichnungen von seinem Schwiegervater und verwahrte sie für seinen Sohn Lars auf.
Eine erste Analyse zufolge konnte Pelletier auf keiner Akkreditierungsliste für Prozessbeobachter nachgewiesen werden.
Durch diese Blattsammlung aufmerksam geworden, hat das Memorium Nürnberger Prozesse 60 Originale für die Ausstellung gekauft und im Januar 2022 bekanntgegeben.
Lars Stiefvater, der Mitarbeiter aus zahlreichen Nationen in seinem Unternehmen beschäftigt, sieht das ungewöhnliche Zeitdokument als Botschaft. „Ich sehe es als Zeichen gegen das Vergessen und gegen neuen Rassismus.“